TRÜFFEL - KÖNIGIN DER SINNE

KÖNIGIN DER SINNE - DIE TRÜFFEL

Man sagt ihr aphrodisierende Wirkung nach und selbst Götter delektierten sich an ihr: Die Trüffel, Symbol für sinnlich-feinen Genuss, beflügelte Dichter und Denker zu Lobeshymnen; sie machte die Ärzte des Mittelalters zu erklärten Weisen und verwandelt zeitgeistige Genießer in Experten des guten Geschmacks.

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© LAURA ADAMACHE UNTER LIZENZ VON SHUTTERSTOCK.DE

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Die Römer attestierten ihr eine den Sinn umnebelnde Wirkung, sie galt als Symbol der Liebesfreuden und war der Göttin Venus geweiht. Selbst Lukullus, jener militärische Konsul, der vom Essen mehr verstand als vom Kriegführen, war ihr verfallen: Die Trüffel, geheimnisvoller Schatz der Erde, umgibt eine Reihe von Mythen und Histörchen. So hat der große Dichter Petrarca der irdischen Frucht ein Sonett gewidmet und die vornehmen Patrizier schätzten ihren feinen Geschmack. Lucrezia Borgia, die Tochter von Papst Alexander VI., liebte Trüffeln über alles – und gerade ihr sagt man nach, eine sehr sinnliche Frau gewesen zu sein.

Der Ein!uss ihrer trüffelreichen Ernährung entzieht sich jedoch der wissenschaftlicher Erkenntnis. Am meisten Ruhm heimste die Trüffel jedoch in der Renaissance ein, als sie sogar eine Art psychologische Abhängigkeit hervorrief. Auf einem respektablen Bankett durfte die Trüffel auf keinen Fall fehlen; in dieser Zeit startete sie auch ihre Karriere als Mitgift und Hochzeitsschmaus für begüterte Adelskreise. Bis hin zum Wiener Kongress behielt die Trüffel ihre Aura von Luxus und Wohlstand.

Trüffel sind in vielen Teilen Europas verbreitet, die bekanntesten Vertreter ihrer Art findet man in Norditalien. Aber auch in Rumänien oder Ungarn begibt man sich zusehends auf »Trüffeljagd «. Nicht weniger als 240 Sorten dieser begehrten Knolle existieren weltweit. Am wohlsten fühlt sich der unterirdisch wachsende Pilz, wenn er von Wurzeln und anderen P!anzen umgeben ist.

Der scheue Bodenschatz zieht sich dann schon mal bis zu 30 Zentimeter ins Erdreich zurück. Entscheidend für ein gutes Gedeihen sind aber in jedem Fall klimatische Faktoren und die Bodenbeschaffenheit.

BEI SO VIELEN SORTEN UND ARTEN des wohlschmeckenden Pilzes lohnt es sich doch, ein wenig den Blick zu schärfen, denn »Trüffel« ist nicht gleich »Trüffel«. Die beste Qualität zeichnet europäische Trüffeln aus, wenngleich auch in China die Bemühungen voranschreiten, das kostbare Gut – in weniger guter Qualität – am Weltmarkt zu etablieren.

Im Wesentlichen unterscheidet man zwei »Hauptfamilien« von Trüffeln: die Tuberaceae und die Terfeziaceae. Erstere gelten als besonders wohlschmeckende Delikatesse und !nden sich in verschiedenen Arten in gut bestückten Delikatessläden.

FOTOS: © LURI/ SHUTTESTOCK.COM / RICHARD PETERSON/ SHUTTESTOCK.COM / PICTUREPARTNERS/SHUTTESTOCK.COM

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DIE KÖNIGIN – DIE WEISSE TRÜFFEL

Die berühmtesten Trüffeln der Welt wachsen um Alba, besser bekannt als »Weiße Trüffeln«; in Insiderkreisen gilt diese Pilzart als eine der hochwertigsten. Die zweifelsohne teuerste Sorte ist die begehrte Alba-Trüffel, davon kann ein Kilo schon mal bis zu 6.000 Euro kosten. Hochsaison hat dieser Pilz bis Ende Jänner, Fundorte sind Norditalien oder Kroatien. Charakteristisch ist der feine, aromatische Duft, daher wird diese Trüffelsorte mit Bedacht verzehrt – zumeist gehobelt oder fein verarbeitet, sodass sich ihr Aroma bestmöglich entfalten kann.

SCHWARZE SOMMERTRÜFFEL

Die Schwarze Trüffel ist eine klassische Sommertrüffel, eigens geschulte Hunde suchen nach diesem kostbaren Gut. Ob nach dem dritten Vollmond oder ausschließlich bei Nacht gefunden – jede Region hat ihre eigenen Rituale, die zum besten Suchergebnis führen. Klassisch ist auch ihr Duft, ein wenig nach Knoblauch, in jedem Fall intensiv und aromatisch; sie gedeiht am besten in den pinienbewachsenen Wäldern Italiens.

DIE AROMATISCHE – DIE WINTERTRÜFFEL

Bei Gourmets hoch im Kurs steht die Périgord- Trüffel, eine besondere Winteredeltrüffel, die in begünstigten Regionen in Südfrankreich, aber auch Nordspanien oder -italien gedeiht. Sie wächst im Waldboden und zeichnet sich durch ihr charakteristisches nussartiges Aroma aus. Freilich hat auch sie ihren Preis. »Günstig« ist ein Menü mit Trüffeln nun mal nicht. Allerdings ist die Burgundertrüffel etwas weniger hochpreisig. Sie schmeckt ebenfalls fein und hocharomatisch.

 

VORSICHT IST BEI TRÜFFEL-ÖL GEBOTEN.

Trüffel sind fettfrei, daher kann man aus ihnen auch kein Öl herstellen. Um hochwertiges Trüffelöl zu gewinnen, werden Trüffelessenzen in Öl gelegt, mitunter wird mit etwas Chemie nachgeholfen. Ebenfalls mit Bedacht zu wählen sind Kreationen wie Trüffelpastete oder angeblich mit Trüffeln versetzte Delikatessen, die jedoch nicht das Attribut »getrüffelt « verdienen, zumal sie meist mit künstlichen Aromen versetzt werden. Kenner empfehlen hier, doch auf die »richtige« Trüffel zurückzugreifen, wenn auch der Preis auf den ersten Blick hoch scheint.

Berechnet man ein Kilo Perigord-Trüffel mit 1.500 Euro, versieht eine Suppe jedoch nur mit einem Hauch davon – 15 Gramm reichen aus –, so hat man ein unvergleichliches Geschmackserlebnis zum Preis von 15 Euro. Das kostet ein Fläschchen synthetisch hergestelltes Trüffelöl jedoch auch.

Hier gilt einmal mehr: Es geht nichts über das Original.