HANS STAUD VOM SPASS AN DER FREIHEIT
DAS WICHTIGSTE IST, ETWAS AUS SEINER ÜBERZEUGUNG HERAUS MIT LEIDENSCHAFT ZU TUN.
Hans Staud ist einer der ganz Großen auf seinem Gebiet und doch am Boden geblieben. Erst kürzlich präsentierte er seine neuen “Bio Früchtchen”, natürlich aus bestem Hause. Wir haben ihn zum Interview getroffen.
DIE WURZELN des Familienbetriebs gehen auf einen Gemüse- und Obstgroßhandel am Brunnenmarkt aus dem Jahr 1883 zurück, wo sich heute das charmante Delikatessengeschäft, der STAUD’S Pavillon, befindet. Dort, in der kleinen „Schmuckkassette“ inmitten des regen Markttreibens, trafen wir Hans Staud. Im Gespräch konnten wir ihm so einiges Spannendes auch abseits des Marmelade-Einkochens entlocken.
Fotos: © Sabine Klimpt
Was hat Sie dazu bewegt das zu tun, was Sie heute tun? Ich bin von Geburt ein halber Bauer und ein halber Standler.
Eine gute Kombination also, um das zu machen, was ich heute tue. Ich weiß, was es heißt, selbst am Feld zu stehen, kann nachvollziehen, was es heißt, um seine Ernte zu bangen. Selbstständig zu sein, das bedeutet für mich vor allem Freiheit. Ich konnte immer umsetzen, was mir in den Sinn kam. Man spürt natürlich auch, wenn etwas schiefgeht, doch das ist immer noch die beste Lehre im Leben.
Sie waren ja immer schon ein Pionier im Streben nach bester Qualität. Wie, meinen Sie, wird sich der Markt weiterentwickeln?
Das ist schwer zu sagen. Seit unserer Gründung in den 70er-Jahren hat sich sehr viel verändert. Der Markt ist definitiv härter geworden, die Handelsszene in Österreich wird zusehends von den Großen dominiert, während die Kleinen verschwinden. Jetzt anzufangen kann ich mir schwer vorstellen. Ein Umdenken ist auf jeden Fall notwendig. Auf Seiten des Handels, aber auch innerhalb der Gesellschaft. Bewusst einzukaufen, schonend mit den Ressourcen umzugehen und auch zu hinterfragen, wo denn was herkommt, das sind die Themen der Gegenwart und auch Zukunft. Da liegt noch ein langer Weg vor uns. Die Konsumenten sollten mal mit uns aufs Feld gehen. Ich denke, erst dann versteht man auch, was hinter einem Produkt steckt.
Wenn Sie jemandem erklären müssten, wofür die Marke „Staud“ steht, was würden Sie sagen?
Für höchste Qualität seit Anbeginn. Für die Liebe zum Produkt und für den respektvollen Umgang mit allen, die an dessen Entstehungsprozess beteiligt sind.
Wie entsteht eine neue Staud-Kreation?
Am häufigsten durch meinen eigenen Dickschädel. Ich esse oder trinke etwas und habe die Idee für eine neue Kreation. Wie zum Beispiel beim Jamaika-Rum, der mich auf einer meiner Reisen begleitet hat und den ich dann gleich in meine Produkte verarbeitet habe. Ich höre aber auch zu, was die Konsumenten sagen. Ihre Wünsche waren immer mein größter Ansporn. Und die Kreativität spielt natürlich auch eine große Rolle. Die wurde mir, glaube ich, in die Wiege gelegt.
Der Klassiker STAUD`S Marille
Welches Ihrer Produkte schmeckt Ihnen am besten und auf welche Kreation sind Sie besonders stolz?
Da bin ich ganz klassisch. Marille, die mit 70% Fruchtanteil, und Gewürzgurken
Gab es eine Marmeladenkreation, bei der die Veredelung nicht so funktioniert hat, wie Sie sich das erhofft hatten?
Da gab es sicher einige. Die Melone zum Beispiel, die kann man nicht erhitzen. Die schmeckt danach wie ein Kürbis.
Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß?
Die Arbeit mit den Menschen und der Spaß an der Freiheit.
Haben Sie ein Motto oder einen persönlichen Leitsatz, der Sie geprägt hat und Ihr Leben lang begleitet?
Disziplin. Durchhalten. Nicht vom Weg abbringen lassen. Das war und ist mein Motto.
Wenn du dir selbst treu bleibst, dann brauchst du auch nicht ständig Neues zu erfinden. Die Qualität der Rohstoffe und Produkte und damit verbunden die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten kommt immer an erster Stelle. Auch wenn es vom Markt anders gewünscht wird.
Welchen Rat würden Sie einem jungen Menschen geben, der gerade am Beginn seiner Ausbildung steht?
Anders sein, ja. Aber auch bescheiden. Heute ist der Beginn mit Sicherheit um einiges schwerer. Wir haben ja alles, was wir brauchen. Und was wir nicht brauchen. Wir waren damals anders und sind deshalb aufgefallen.
Ob das heute noch so leicht geht?
Ich wage es zu bezweifeln. DasWichtigste ist, etwas aus seiner Überzeugung heraus mit Leidenschaft zu tun und gute Partnerschaften einzugehen. Meine Partner sind mittlerweile auch meine Freunde.
Was wollten Sie als kleiner Bub werden? Welches Schulfach hatten Sie am liebsten?
Musiker oder Anwalt. Musik war allerdings nie mein Lieblingsfach - mein Lehrer hat uns immer mit Barockmusik gequält, das ist für einen 15-Jährigen wohl kaum das Richtige.
Spielen Sie ein Instrument?
Ja, Klavier aus Leidenschaft und jetzt auch im Rahmen meiner Therapie.
Wenn Sie richtig entspannen möchten, welche Musik hören Sie am liebsten?
Im Moment den »Sommernachtstraum« von Felix Mendelssohn Bartholdy. Wenn ich das höre, bin ich glücklich.
Was verbinden Sie persönlich mit Wien und im Besonderen mit Ottakring?
Ich will nicht sagen Heimat, denn was bedeutet Heimat? Aber es ist schon eine tiefe Verwurzelung da.
Was würden Sie heute studieren, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?
Mein Studium, den Welthandel, gibt es ja nicht mehr. Als ich damals meine Arbeit geschrieben und nur ein Gut bekommen habe, begründete es mein Professor damit, dass ich dem Thema Umwelt doch ein wenig zu viel Platz gewidmet hätte. Irgendwie eine ganz andere Welt, finden Sie nicht?
Die STAUD'S Geschäftsführung im Pavillon am Brunnenmarkt.
STAUD´S WIEN
Seit Hans Staud 1971 den väterlichen Betrieb übernahm und Obst und Gemüse zu veredeln begann, befinden sich Sitz und Produktion des inhabergeführten Unternehmens in der Hubergasse in Wien Ottakring. Die international renommierten Delikatessen werden mittlerweile weltweit nach New York bis Tokio exportiert. Seit 2016 leiten Stefan Schauer und Jürgen Hagenauer die operativen Geschicke des Unternehmens, Hans Staud ist weiterhin der strategische Kopf im Hintergrund.
WWW.STAUDS.COM
STAUD‘S PAVILLON
Brunnenmarkt
Ecke Brunnengasse/Schellhammergasse
1160 Wien
T +43 1 4068805-0
office@stauds.com
