Ein Stein auf dem Weg zur Spitze - DER MORSTEIN WEINGUT WITTMANN
Auf den ersten Blick wirkt er gar nicht so besonders. Der Morstein in Rheinhessen ist weder dramatisch steil noch pitorresk terrassiert. Das unscheinbare Äußere dieser Lage am Westhofener Rebhang lässt nicht vermuten, dass hier ganz Großes wächst. Nämlich Weine, die für so manchen Experten die besten Deutschlands sind. Weinkritiker Stuart Pigott nennt ihn den „Grand Cru am Rhein“. Der Morstein ist auf dem besten Weg zur internationalen Spitze.
Philipp Wittmann. Sein erster Morstein - Jahrgang 2001 - ließ die Weinwelt aufhorchen. Für den Jahrgang 2007 erhielt er kürzlich sensationelle 100 Punkte Fotos: © David Maurer.
Der deutsche Riesling ist erwachsen geworden
Wie schmeckt ein Riesling aus Deutschland? Die Antworten sind vielfältig und haben sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. Noch vor 20 Jahren hätte man gesagt: süßlich. Diese Zeiten sind vorbei. Die filigrane Mosel und der florale Rheingau übernahmen dann das Leitbild. Die Wahrnehmung aber hat sich weiterentwickelt – wie die Weine selbst. Sommeliers, Sammler und Kritiker machen sich heute ein ernsthaftes, ein forderndes Bild von deutschem Riesling. Der deutsche Riesling ist erwachsen geworden. Er ist kompakt und dicht, mit Druck und fordernder Säure, mit reifen Fruchtaromen und mit kräftiger Mineralität. Ein Wein, der unendlich langen Abgang hat, ohne schwer zu sein. Er erschließt sich einem Einsteiger vielleicht nicht beim ersten Schluck, doch er offenbart immer mehr und immer komplexere Schichten, je länger man ins Glas riecht.
Deutschlands nächstes Riesling-Model
Der Morstein in Rheinhessen hat die Modellrolle für dieses anspruchsvolle Bild des deutschen Rieslings übernommen. Mit seinem Riesling Morstein Grosses Gewächs hat Philipp Wittmann innerhalb von fünfzehn Jahren den Paradigmenwechsel vorangetrieben. Wohin das führt, kann man an den Bewertungen des 2016er Jahrgangs ablesen:
Vinum: 96 Punkte
Robert Parker: 94 Punkte
Jamessuckling.com: 98 Punkte
Weinwirtschaft: 95 Punkte
Jancis Robinson: 18,5 Punkte (von 20)
Der Reb-Gärtner
Es ist kein Zufall, dass die Weine von Wittmann so präzise ihre Herkunft ausdrücken. Seit 2004 arbeitet Philipp Wittmann an einem akribisch genauen biodynamischen Programm in seinen Weinbergen. Selbstverständlich ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, selbstverständlich ohne Herbizide und selbstverständlich ohne Mineralstoffdünger. Dafür mit mehr Handarbeit im Weinberg und dem unschätzbaren Vorteil, dass man die Entwicklung und das Leben der Reben hautnah miterlebt. Diese intensive Auseinandersetzung mit dem Vegetationsverlauf der Reben, mit den Bedürfnissen und den inneren Kräften des Weinstocks führt dazu, dass der Winzer die Kraft der Sonne, die Bedeutung des Windes und die Wirkung des Niederschlages aus einer anderen Perspektive sieht und sich aktiv einbringen kann.
Nach der Ernte wandern die Weine in den Keller. Wittmanns Morstein wird in Holz ausgebaut. Stückfässer liegen aneinander gereiht im Weinkeller von 1829 und erzählen freimütig über die Geheimzutat eines großen Weines: Zeit.
Wittmann gibt seinen Weinen die Möglichkeit einer fast schon meditativen Reifung im Weinkeller – nicht umsonst steht mitten im historischen Gewölbekeller eine Buddha Statue.
Für den Geschmack sind Jahrmillionen verantwortlich
Als reiner Südhang neigt sich der Morstein sanft von einem Hochplateau auf etwa 280 Metern zum Urstromtal des Rheines und zieht sich von Westhofen bis zur benachbarten Gemeinde Gundersheim. Im Mittelstück dieses Hanges, zwischen 180-240 Meter über NN, liegt die VDP.Grosse Lage mit einer Hangneigung von 20%. Nicht gerade steil, wie beispielsweise an der Mosel, reiht sich der Morstein ins Rheinhessische Landschaftsbild einer sanften Hügellandschaft ein. Die Besonderheit dieser Lage ist sicher schon seit einem Jahrtausend bekannt, jedenfalls wurde der Morstein nachweislich im Jahr 1282 bereits in einer Urkunde genannt. Dieser außergewöhnliche Berg ist an der Oberfläche durch schwere Tonmergelböden mit Kalksteinlagerungen erkennbar. Was man nicht sieht, ist dabei aber viel interessanter: Im Untergrund liegen Kalksteinfelsschichten, die durch Wasserführung für eine optimale Nähr- und Mineralstoffversorgung garantieren, selbst bei längeren Trockenphasen.
Trotz Südlage und Wasserversorgung bringt der Morstein späte Reife – was ihn zur idealen Rieslinglage macht. Die extrem lange Vegetationsperiode führt zu kühlem Duft, oft mit Steinobst und weißen Pfeffernoten. Am Gaumen bestätigt sich der Kalkboden mit dichter und komplexer Struktur bei sehr engmaschiger Stoffigkeit. Die Weine zeigen stets umwerfende Frucht und Fülle und lassen schon in jungen Jahren erkennen, dass sie ein unendliches Potential besitzen, mit kristalliner Vielschichtigkeit und unheimlichem Tiefgang. Ein Winzer, der den Berg versteht und die Ideale des Morstein heraus kitzeln kann ist Philipp Wittmann. Vier Hektar groß ist der Anteil der Familie Wittmann am Morstein.
Das Weingut Wittmann
30 Hektar Weinberge bewirtschaftet die Familie Wittmann. Drei Viertel davon sind mit Riesling bestockt, etwa 15% mit Burgundersorten und 10% Silvaner. Seit 1999 ist Philipp Wittmann für die Vinifizierung der Weine verantwortlich. Seit 2004 ist das Weingut biodynamisch zertifiziert. Ab 2007 leitet er das Weingut, kann aber auf die Erfahrungen der Eltern bauen. Philipp ist Mitglied bei „Respekt“, der Vereinigung biodynamisch arbeitender Spitzenwinzer. Außerdem ist Philipp Wittmann Vorsitzender des VDP Rheinhessen und Vizepräsident des VDP Bundesverbandes.