MAYER AM PFARRPLATZ RIESLING WEISSER MARMOR
Noch ist der Riesling Weißer Marmor so etwas wie ein Geheimtipp. Doch die enorm große Nachfrage, besonders für den herausragenden Jahrgang 2017 zeigt deutlich: Im Nordwesten von Wien, an den Hängen des berühmten Nussberges, können richtig große Rieslinge entstehen…
Riesling aus Wien. Der jüngste Jahrgang, Weißer Marmor 2017 vom renommierten Weingut Mayer am Pfarrplatz, ließ bei der großen Vinaria-Degustation sämtliche bekannten österreichischen Riesling-Größen hinter sich. © Niklas Stadler
Höchste Zeit also, dass die Landkarte für diese Rebe, für viele die Königin der weißen Trauben, neu gezeichnet wird. Unbestritten kommen einige der schönsten Rieslinge der Welt aus der Wachau, aus dem Kamptal, von der Mosel, aus dem Rheingau, aus dem Elsass. Künftig wird wohl der Wiener Nussberg diese Aufzählung ergänzen. Zumindest diesen einen Namen werden sich Riesling-Liebhaber merken müssen, denn: Der Riesling Weißer Marmor von Mayer am Pfarrplatz in Wien.
Der Nussberg und sein Riesling-Terroir
Dass es überhaupt Skeptiker gibt, liegt vor allem daran, dass der Riesling im Wiener Weinbau traditionell eher eine Nebenrolle spielte. Die Sorte ist anspruchsvoll, sie braucht den richtigen Boden und das richtige Klima, zeigt deutliche Jahrgangsunterschiede. Sie stellt scheinbar widersprüchliche Ansprüche an ihren Standort, verlangt sie doch einerseits Wärme und Sonne, um reif zu werden, zugleich aber Kühle, um die charakteristische Säure auszubilden.
Am Nussberg passen die Bedingungen geradezu perfekt. Die steilen Hänge fangen viel Sonne ein, der nahegelegene Donaustrom im Tal gleicht Klimaschwankungen aus, der mächtige Wiener Wald, der hinter den Weinbergen beginnt, sorgt für die nötige Kühlung. Drei Terrassen, im oberen Drittel des Nussberges zählen zu den besten Wiener Rieslinglagen: „Ried Preussen“, „Ried Langteufel“ und „Ried Obere Schos“. Die Böden bestehen überwiegend aus verwittertem Muschelkalk, sogenanntem Marmorsilikat – daher auch der Name für diesen Wein. Das Potenzial dieser Lagen für Riesling zu nutzen, diesem Ziel hat sich Gerhard J. Lobner, der Leiter des Weingutes Mayer am Pfarrplatz, seit Jahren verschrieben. Mittlerweile ist er mit dem Terroir eng vertraut und weiß: „Der Nussberg hat das Zeug, einen ganz großen und charakterstarken Riesling hervorzubringen.“
Fantastisches Team: Ein Erfolgsfaktor von Mayer am Pfarrplatz ist die eingeschworene Truppe, die gemeinsam versucht, das Beste aus den Wiener Weinbergslagen herauszuholen. V.r.n.l.: Paul Kiefer, Bettina Fischer, Gerhard Lobner, Melissa Schilfrohrhauser, Leandro Linzitto, Barbara Wimmer, Dragos Pavelescu. © Mayer am Pfarrplatz
Ein Abbild des Nussbergs
Der Riesling Weißer Marmor 2017 ist ein Herkunftswein par excellence. Seine straffe und zugleich fein ziselierte Struktur, seine konzentrierte Frucht, seine Mineralik, der hochfeine Säurebogen sind das Ergebnis akribischer Arbeit im Weinberg und einer behutsamen Vinifikation, die dem Wein Zeit zur Entwicklung lässt. „Auf den ersten Blick ist kaum sichtbar, wieviel Kraft und Präzision hinter der scheinbaren Leichtigkeit und Eleganz stecken,“ ergänzt Lobner. In der Nase zeigen sich Marillen, Töne von Blütenhonig und Zimt. Am Gaumen vibriert er und zeigt seine Vitalität. Dieser Wein hat ein langes Leben vor sich und wird durch Lagerung an Statur und Finesse weiter zulegen. „Seit dem ersten Jahrgang 2011 entwickeln sich die Weine kontinuierlich weiter. Das ist beim Kosten wirklich spürbar“, sagt Önologe Dragos Pavelescu.
Traumblick. Bis weit über die Stadt reicht der Blick vom Nussberg aus. Dort, wo in anderen Städten Villen stehen, wachsen in der Donaumetropole Trauben. Knapp 600 Hektar Rebfläche liegen innerhalb der Stadtgrenzen. © Herbert Lehmann