KÖNIGIN DER SINNE - DIE TRÜFFEL
Man sagt ihr aphrodisierende Wirkung nach und selbst Götter delektierten sich an ihr: Die Trüffel, Symbol für sinnlich-feinen Genuss, beflügelte Dichter und Denker zu Lobeshymnen; sie machte die Ärzte des Mittelalters zu erklärten Weisen und verwandelt zeitgeistige Genießer in Experten des guten Geschmacks.
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Die Römer attestierten ihr eine den Sinn umnebelnde Wirkung, sie galt als Symbol der Liebesfreuden und war der Göttin Venus geweiht. Selbst Lukullus, jener militärische Konsul, der vom Essen mehr verstand als vom Kriegführen, war ihr verfallen: Die Trüffel, geheimnisvoller Schatz der Erde, umgibt eine Reihe von Mythen und Histörchen. So hat der große Dichter Petrarca der irdischen Frucht ein Sonett gewidmet und die vornehmen Patrizier schätzten ihren feinen Geschmack. Lucrezia Borgia, die Tochter von Papst Alexander VI., liebte Trüffeln über alles – und gerade ihr sagt man nach, eine sehr sinnliche Frau gewesen zu sein.
Der Ein!uss ihrer trüffelreichen Ernährung entzieht sich jedoch der wissenschaftlicher Erkenntnis. Am meisten Ruhm heimste die Trüffel jedoch in der Renaissance ein, als sie sogar eine Art psychologische Abhängigkeit hervorrief. Auf einem respektablen Bankett durfte die Trüffel auf keinen Fall fehlen; in dieser Zeit startete sie auch ihre Karriere als Mitgift und Hochzeitsschmaus für begüterte Adelskreise. Bis hin zum Wiener Kongress behielt die Trüffel ihre Aura von Luxus und Wohlstand.
Trüffel sind in vielen Teilen Europas verbreitet, die bekanntesten Vertreter ihrer Art findet man in Norditalien. Aber auch in Rumänien oder Ungarn begibt man sich zusehends auf »Trüffeljagd «. Nicht weniger als 240 Sorten dieser begehrten Knolle existieren weltweit. Am wohlsten fühlt sich der unterirdisch wachsende Pilz, wenn er von Wurzeln und anderen P!anzen umgeben ist.
Der scheue Bodenschatz zieht sich dann schon mal bis zu 30 Zentimeter ins Erdreich zurück. Entscheidend für ein gutes Gedeihen sind aber in jedem Fall klimatische Faktoren und die Bodenbeschaffenheit.
BEI SO VIELEN SORTEN UND ARTEN des wohlschmeckenden Pilzes lohnt es sich doch, ein wenig den Blick zu schärfen, denn »Trüffel« ist nicht gleich »Trüffel«. Die beste Qualität zeichnet europäische Trüffeln aus, wenngleich auch in China die Bemühungen voranschreiten, das kostbare Gut – in weniger guter Qualität – am Weltmarkt zu etablieren.
Im Wesentlichen unterscheidet man zwei »Hauptfamilien« von Trüffeln: die Tuberaceae und die Terfeziaceae. Erstere gelten als besonders wohlschmeckende Delikatesse und !nden sich in verschiedenen Arten in gut bestückten Delikatessläden.
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